Der Name „Wüste“ kommt von einer ungenauen Übersetzung des griechischen „eremos“ (Einsiedelei, Wüste, Einöde), die sich im Volksmund durchgesetzt hat. Die Wüste zählt zu den schönsten Gebieten des Leithagebirges und ist heute ein Naturpark.

Im ehemaligen Klostergebiet wurde 1986 der jüngste Naturpark Niederösterreichs eröffnet. Schon vorher hatten Bundesforste, das Bundesdenkmalamt und die Marktgemeinde Mannersdorf in Zusammenarbeit mit dem bestehenden Naturparkverein begonnen, den Verfall der Klostergebäude zu verhindern. Die größte Sorge galt dabei der Klosterkirche, deren Ziegelgewölbe einzustürzen drohte.


Neben einer umfangreichen Sanierung wurden Wanderwege angelegt sowie Bänke und Tisch-Bank-Kombinationen angeschafft. Diese wurden anschließend an für Besucher besonders reizvollen Plätzen aufgestellt.

Geschichte des Raumes Mannersdorf am Leithagebirge Naturpark Wüste von der Steinzeit bis ins Frühmittelalter

Altsteinzeit oder Paläolithikum

Die Menschen dieses ältesten Abschnittes der Urgeschichte waren Jäger, Fischer und Sammler. Sie folgten den Wanderungen des Wildes, waren also Nomaden. Je nach Jahreszeit, Bodenbeschaffenheit oder Klima wohnten sie in Höhlen, hinter Felsvorsprüngen oder in Freilandstationen. Steinwerkzeuge, von denen der Faustkeil das bekannteste ist, fertigten sie aus grob zugeschlagenem Feuerstein. Geweihstücke, Knochen und Holz fanden ebenfalls Verwendung. Tongefäße gab es noch nicht.   Aus dieser Epoche sind bisher keine Zeugnisse aus der Umgebung des Naturparkes bekannt, doch gibt es auf der burgenländischen Seite des Leithagebirges vage Hinweise, dass der Mensch der Altsteinzeit auch diesen Lebensraum nützte.

Jungsteinzeit oder Neolithikum (ca. 5.500 – ca. 2.300 v. Chr.)

Am Beginn der Jungsteinzeit vor etwa 6000 Jahren erfolgte bei uns durch Kulturkontakte mit dem vorderen Orient der Übergang vom altsteinzeitlichen Jäger und Sammler zur produzierenden Wirtschaftsform. Da die Züchtung der Wildgräser, aus denen unsere Getreidesorten entstanden, ein Verbleiben am selben Ort verlangte, wurden die Menschen sesshaft. Waldrodungen mit Hilfe des Feuers schufen Platz für die kleinen Siedlungen und Felder. Zur Feldbestellung dienten Grabstock und Hacke. Erstmalig veränderte der Mensch so seine Umwelt.

Wie der Jäger und Sammler der Altsteinzeit blieb auch der Bauer Selbstversorger. Dies betraf nicht nur die Nahrungsmittelproduktion, sondern auch das Handwerk. Neben Gerste, Weizen und Hirse wurden auch schon Hülsenfrüchte angebaut. An Haustieren gab es Hund, Rind, Schaf, Ziege, Schwein und vermutlich auch das Pferd.

Das Tragwerk der oft mehr als 20 Meter langen Holzhäuser bestand aus drei Reihen senkecht eingegrabener Pfosten, die durch die Dachkonstruktion mit einander verbunden waren. Die Zwischenräume der äußeren Pfostenreihen wurden mit Weidengeflechte verschlossen und außen und innen mit Lehm verstrichen. Die Dachdeckung bestand aus Stroh oder Schilf.  Werkzeuge und Geräte aus Stein waren fein geschliffen und poliert oder erhielten Bohrungen, um sie mit Holzstielen zu versehen. Aus Ton wurden Gefäße geformt, im Feuer gebrannt und damit haltbar gemacht. Auf diese Weise veränderte der Mensch erstmalig ein Naturprodukt so, dass daraus der erste “Kunststoff” entstand. Durch all diese Verbesserungen, besonders aber durch die Vorratshaltung, wie sie durch Ackerbau und Viehzucht möglich ist, war die Versorgung der Menschen mit Lebenmitteln weitgehend gesichert, was zu einem beachtlichen Anstieg der Bevölkerung führte. Aus den Gemeindegebieten der Ortschaften rund um den Naturpark sind mehrere Siedlungsplätze der jungsteinzeitlichen Bauern bekannt. Diesbezüglich. Funde können im Mannersdorfer Stadtmuseum besichtigt werden.

Bronzezeit (2.300 – 750 v. Chr.)

Die bäuerliche Wirtschaftsform, welche die Jungsteinzeit kennzeichnet, erfuhr durch die Auffindung, Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers eine wesentliche Bereicherung, waren doch dazu gänzlich neue Technologien notwendig. Hand in Hand damit ging ein Umbau der gesellschaftlichen Ordnung. Herrschte in der Jungsteinzeit noch die volle Selbstversorgung, da es mit Ausnahme des Töpfers und Steinschlägers keine berufliche Gliederung gab, trat nun eine Spezialisierung ein. Abbau, Aufbereitung und Verhüttung des Kupfererzes verlangten ebenso Spezialkenntnisse wie seine Legierung mit Zinn zu Bronze. und die Weiterverarbeitung zu Schmuck, Geräten und Waffen. Dies konnte nicht mehr im Familienverband bewerkstelligt werden. So traten neue Berufsgruppen wie Bergleute, Hüttenleute und Schmiede auf. Kulturell gesehen stellt die Bronzezeit in ihrer Gesamtheit keine Einheit dar. Aus der Art der Bestattungen lässt sich eine Dreiteilung ablesen. In der frühen Bronzezeit ist die Beisetzung der Toten in Schlafstellung üblich. Deshalb spricht man von einer Hockegräber- oder Flachgräberkultur. Sie ist aber nicht gleichmäßig ausgebildet. Im Gebiet südlich der Donau und östlich des Wienerwaldes ist die Wieselburger Kultur (nach dem ungarischen Wieselburg = Mosonmagyaróvar benannt) vorherrschend. Zugehörige Gefäße sind an ihren sanduhrförmigen Henkeln gut zu erkennen. In der mittleren Bronzezeit wird die Grabanlage erweitert. Sie erfährt eine äußere Kennzeichnung durch Grabhügel. Auch ist die innere Gestaltung anders. Dieser Abschnitte wird als Hügelgräberkultur bezeichnet. In der späten Bronzezeit herrscht die Brandbestattung vor. Daher wird diese Epoche Urnenfelderkultur genannt. Diese radikale Veränderung in den Bestattungssitten spricht für andere religiöse Anschauungen. Auch Gefäßformen und Metalltypen unterscheiden sich von den vorhergehenden Epochen.

In den Gemeindegebieten um den Naturpark sind Gräberfelder der Wieselburger Kultur (Mannersdorf) und der Urnenfelderkultur (Mannersdorf und Sommerein) bekannt. Reichliches Fundmaterial wird im Mannersdorfer Stadtmuseum gezeigt. Eine Besonderheit stellt eine vollständige Grabanlage mit verzierten Steinplatten aus dem urnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Sommerein dar, da es nördlich der Alpen in dieser Vollkommenheit kaum Gegenstücke gibt.

Hallstattzeit (750 – 450 v. Chr.)

Der Name leitet sich von dem Hauptfundort Hallstatt im Salzkammergut ab und bezeichnet den älteren Abschnitt der Eisenzeit. Der Übergang von der Urnenfelderzeit erfolgte allmählich. Durch den neuen Werkstoff Eisen zeigten sich kaum Veränderungen der kulturellen Grundlagen, da die Eisengeräte anfänglich nur vereinzelt auftraten. Erst gegen Ende dieser Epoche wurde das Inventar reicher. Nach wie vor blieb aber Bronze in Verwendung. Neben dem Kupferschmied gab es nun auch den Eisenschmied.  Verschieden ausgestattete Gräber legen den Schluss nahe, dass die Bevölkerung der Hallstattzeit bereits starke soziale Unterschiede kannte. Es gibt unbefestigte geschlossene Dorfsiedlungen, wie sie für die bäuerliche Wirtschaftsführung typisch sind, aber auch mit Wällen versehene Höhensiedlungen. Beispiele aus dem Leithagebirge sind die Burgställe von Purbach, Donnerskirchen und Eisenstadt. Auch Teile der Wallanlage, die sich bei der Ruine Scharfneck befindet scheinen zu einer solchen Höhensiedlung zu gehören. Aufnahmen der Luftbildarchäologie und Zufallsfunde sprechen dafür. Kulturell gesehen bildet auch die Hallstattzeit keine Einheit. Die Wissenschaft unterscheidet einen Westhallstattkreis und einen Osthallstattkreis, zu dem auch Niederösterreich und das Burgenland und somit auch das Leithagebirge gehören.

Im Stadtmuseum Mannersdorf sind Funde aus hallstattzeitlichen Gräberfeldern von Au a. Lbg. und Sommerein ausgestellt. Ein ganz besonderes Stück (Unikat) ist der tönerne Schuhleisten aus Sommerein

Latènezeit (450 – ca. Chr. Geb.)

So wird der jüngere Abschnitt der Eisenzeit benannt. Er erhielt seinen Namen nach dem Hauptfundort La Tène am Ufer des Neuenburger Sees in der Schweiz. Träger dieser Kultur sind die Kelten. Im äußeren Erscheinungsbild unterscheidet such die Latènekultur von jener der Hallstattzeit durch eine merkliche Vermehrung der Eisengeräte. Besonders auffallend ist die Fülle an Waffen und bäuerlichen Werkzeugen. Selbst Schmuckstücke, wie Fibeln, wurden aus Eisen, das auch zum Statussymbol geworden war, hergestellt. Nach wie vor fand Bronze aber auch weiterhin Verwendung. Auch in der Art der Bestattungsriten gab es Veränderungen. Während in der Hallstattzeit die Brandbestattung üblich war, begruben die Kelten ihre Toten, ähnlich unseren Gepflogenheiten, in gestreckter Rückenlage. Grabbeigaben zeigen große soziale Unterschiede. In der Spätlatènezeit tritt teilweise wieder die Brandbestattung auf, was auf ein Wiederaufleben hallstattzeitlicher Traditionen schließen lässt.Die Keramik der Latènezeit weist einfache, aber gefällige Formen auf und ist meist auf der langsam rotierenden Töpferscheibe hergestellt, die bei den Kelten ebenso wie die Drehbank verwendet wurde. In der Frühlatènezeit existierten vermutlich hauptsächlich unbefestigte Dorfsiedlungen. Erst später wird die Wehrsiedlung (oppidum) bekannt, wie sie für Gallien typisch ist. Bei uns gibt es aber nur befestigte Höhensiedlungen, z. B. den Braunsberg bei Hainburg. Im 2. vorchristlichen Jahrhundert entstand im Alpen- und Voralpengebiet zwischen Karawanken, Donau, Inn und Wienerwald das Königreich Noricum, ein loser Verband keltischer Stämme, die bald ein Bündnis mit Rom eingingen.  Aus dem spätesten Abschnitt der Latènezeit sind auch Münzen bekannt, die nach makedonischen Vorbildern gestaltet wurden. Mit dem Vorschieben der römischen Reichsgrenze an die Donau setzten die Romanisierung der bodenständigen Bevölkerung und ein Vermischen keltischer Traditionen mit der römischen Kultur ein, so dass um Christi Geburt die Urgeschichte unseres Landes endet.  Aus den benachbarten Gemeindegebieten von Au, Hof, Mannersdorf und Sommerein sind mehrere teils ausgedehnte Gräberfelder der Latènezeit bekannt. Erlesenes Fundmaterial daraus ist im Stadtmuseum Mannersdorf ausgestellt.

Römische Kaiserzeit (1. – 4. Jh. n. Chr.)

Obwohl das Königreich Noricum mit Rom verbündet war und enge Handelsbeziehungen (Lieferant des “Norischen Eisens”) pflegte, waren die Römer aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen an einer Einverleibung der Alpenländer interessiert. Während die Besetzung Noricums 15 v. Chr. nahezu kampflos erfolgte, war der Vorstoß ins Wiener Becken und die Ungarische Tiefebene mit schweren Kämpfen verbunden. Aus diesen Gebieten entstand danach die römische Provinz Pannonien. Für 4 Jahrhunderte blieb die Donau nun nördliche Reichsgrenze. Diese wurde befestigt und zum so genannten Limes ausgebaut. Das bedeutendste Legionslager unseres Gebietes war Carnuntum, das um 15 n. Chr. angelegt wurde. Außerhalb des Lagers entstand die Zivilstadt. Am Kreuzungspunkt zweier wichtiger europäischer Handelswege (Donau und Bernsteinstraße) gelegen, gelangte sie bald zu großer wirtschaftlicher Bedeutung und entwickelte sich zum Zentrum römischer Kultur und Lebensart. Die ersten beiden Jahrhunderte römischer Herrschaft brachten unserem Gebiet Ordnung, Sicherheit, ungestörten Handel und relativen Wohlstand, was die gediegenen Funde aus jener Zeit dokumentieren. Als knapp nach der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert die Teilung der Großprovinz Pannonien in ein Ober- und Unterpannonien erfolgte, wurde Carnuntum Hauptstadt von Oberpannonien. Ihr wirtschaftlicher und kultureller Einfluss erstreckte sich über das Wiener Becken bis ans Leithagebirge und den Neusiedler See. Dieser Einflussbereich der Großstadt wurde intensiv landwirtschaftlich genutzt, um die Stadtbevölkerung und das Militär versorgen zu können. Dazu dienten so genannte  villae rusticae. Das waren Gutshöfe, ähnlich den heutigen Aussiedlerhöfen, die von einer rund 100 bis 200 Meter im Geviert messenden Umfassungsmauer umgeben waren und aus Herrenhaus, Gesindehäusern, Stallungen und Vorratsgebäuden bestanden. Ein zugehöriger Friedhof lag meist in der Nähe. Solche “Römische Villen” überzogen bei uns alle paar Kilometer schachbrettartig das Land. Die nächstgelegenen dieser Gutshöfe befinden sich am östlichen Ortsanfang von Hof a. Lbg. und im Gemeindegebiet von Mannersdorf neben dem Arbach. Reste eines weiteren wurden im Frühjahr 2014 durch Bodenradar unter den Wiesen des Naturparks entdeckt. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts endete die Epoche der ruhigen Entwicklung und des Friedens ziemlich plötzlich. Scharen germanischer Markomannen und Quaden nützten die kurzzeitige Schwäche Roms, überrannten die Befestigungsanlagen entlang der Donau und zogen plündernd und zerstörend quer durch Pannonien bis an die Adria. 171 standen sie vor Aquileia. Kaiser Marc Aurel (161 – 180) konnte die germanischen Eindringlinge auf ihrem Rückzug mit einem eilig zusammengestellten Heer schlagen und über die Donau verfolgen. Das Vertrauen in die römische Staatsmacht blieb aber erschüttert, und die Bewohner unseres Gebietes konnten nie mehr an den Wohlstand des 1. Jahrhunderts anschließen.Das Hauptquartier Marc Aurels war zwei Jahre lang Carnuntum, wo der Philosophenkaiser den 2. Band seiner Selbstbetrachtungen vollendete. Nördlich der Donau entstand eine Art “entmilitarisierte Zone”, die von vorgeschobenen römischen Posten überwacht wurde. Marc Aurels Sohn und Nachfolger Commodus (180 – 192) schloss mit den Germanen einen für Rom unvorteilhaften Frieden. Der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Germanenkrieges nahm Jahre in Anspruch und gab neue wirtschaftliche Impulse. Die Angst aber blieb.

Als Nachfolger des Kaisers Commodus bestieg Septimus Severus (193 – 211) mit Hilfe seiner Truppen, der Legio XIV Gemina Martia (14. Legion), von Carnuntum aus den Kaiserthron. Er war der erste in der langen Reihe der nun folgenden Soldatenkaiser, von denen kaum einer eines natürlichen Todes starb. Ständige Thronstreitigkeiten, Zügellosigkeit, Misswirtschaft und immer öftere Bedrohungen von außen bewirkten einen langsamen, aber stetigen Niedergang, der sich besonders in den Grenzprovinzen, wie Pannonien eine war, bemerkbar machte. Noch einmal trat mit Carnuntum unsere engere Heimat in das helle Rampenlicht kaiserlicher Politik, als dort 308 eine große Reichsversammlung abgehalten wurde. Auf dieser Kaiserkonferenz wurden die allgemeine Lage beraten und eine Nachfolgeordnung festgelegt, die aber nicht hielt. Das Reich versank in einem Bürgerkrieg, aus dem Kaiser Constantin (306 – 337) siegreich hervorging.

Die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts brachte schwere Kämpfe gegen Feinde, welche die Reichsgrenzen bedrohten. Immer wieder drangen Germanen in die Grenzprovinzen ein. Kaiser Valentinian (364 – 375) ließ den Limes an der mittleren Donau notdürftig in Stand setzen und inspizierte auch 375 das damals schon sehr abgewirtschaftete Carnuntum. Ende des 4. Jahrhunderts drangen germanische Stömme vom Balkan her in Pannonien ein, so dass sich die gegen den Norden gerichteten valentinianischen Verteidigungsanlagen als nutzlos erwiesen, und Carnuntum vom römischen Militär geräumt werden musste. Die 400 Jahre dauernde Herrschaft Roms in unserem Gebiet war zu Ende. In den Nachbargemeinden des Naturparks gibt es große Anzahl römischer Fundstellen. Es sind sowohl Siedlungsplätze als auch Gräberfelder, die vielfältiges Fundmaterial ergaben. Der römischen Epoche ist deshalb in der archäologischen Abteilung des Mannersdorfer Stadtmuseums ist ein besonderer Abschnitt gewidmet.

Völkerwanderung – Frühmittelalter (4. – 10. Jahrhundert)

Mit dem Ende der Römerherrschaft waren auch für unsere Gegend Ruhe und Ordnung, Friede und Sicherheit vorüber. Vorausgegangen war die Schlacht bei Adrianopel (Edirne) 378, in der die Römer gegen das vereinigte Heer der Westgoten, Ostgoten, Alanen und Hunnen eine vernichtende Niederlage erlitten hatten. In der Folge wurden Teile dieser Völkerschaften ab 380 in Pannonien angesiedelt, wo sie sogar Verteidigungsaufgaben übernahmen. 395 erfolgte die Teilung des Römischen Reiches in eine Ost- und eine Westhälfte. Knapp nach 400 zogen germanische Stämme (Wandalen und Sweben) und das iranische Reitervolk der Alanen auf den noch immer gut erhaltenen Römerstraßen donauaufwärts gegen Westen. Ein Vertrag mit den Hunnen brachte diesen ab 434 die Herrschaft über Teile Pannoniens und jährliche Tributzahlungen Ostroms.

Mit der Herrschaft und den Raubzügen Attilas und seiner germanischen Verbündeten begann für Europa eine Zeit des Schreckens. Nach seinem Tod 453 brachen zwischen seinen Söhnen und den verbündeten Germanenkönigen Nachfolgekämpfe aus, die zum Ende der Hunnenherrschaft führten. In Pannonien siedelten nun die Ostgoten und nördlich der Donau Rugier und Eruler. 471 verließen die Ostgoten Pannonien, um nach jahrelangen Raubzügen auf dem Balkan schließlich in Italien Fuß zu fassen, wo es gegen Ende des 5. Jahr-hunderts zur Reichsgründung kam. Nun drangen die Sweben über die Donau nach Pannonien vor und bedrängten die bereits sehr verringerte romanische Bevölkerung.

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts tauchten die Langobarden im nördlichen Niederösterreich auf und siedelten im Weinviertel, später im Tullnerfeld. Erst nach 526 besetzten sie auch den nördlichen Teil Pannoniens und erreichten den Höhepunkt ihrer Macht im mittleren Donauraum. Bald kam es zu Kämpfen mit den östlich wohnenden Gepiden, die zeitweilig von Ostrom unterstützt wurden. Deshalb verbündeten sich die Langobarden mit dem an der unteren Donau lebenden Reitervolk der Awaren, dessen Gefährlichkeit sie unterschätzt hatten. Gleichzeitig wurden sie nördlich der Donau von slawischen Verbänden immer mehr bedrängt. Pannonien hatte wirtschaftlich auch nichts mehr zu bieten. Schließlich zogen die Langobarden 568 nach Oberitalien und überließen ihre Siedlungsgebiete in Pannonien den Awaren.

Dieses asiatische Nomadenvolk dürfte ursprünglich im Bereich des Aralsees gelebt haben. Seine Wanderungen nach Westen brachten es im Schwarzmeergebiet in den Einflussbereich Ostroms. Im Kampf gegen das Oströmische Reich verloren die Awaren 626 vor den Toren Konstantinopels und waren gezwungen, ihre Raubzüge auf dem Balkan einzustellen. Ab der Mitte des 7. Jahrhunderts dehnten sie ihre Siedlungsgebiete im Nordwesten bis an den Wienerwald aus, so dass auch unser Gebiet in ihren Machtbereich gelangte. Damit wurden sie Nachbarn des Herzogtums Bayern, dessen Ostgrenze die Enns bildete. Zwischen Enns und Wienerwald erstreckte sich ein weitgehend siedlungsfreier Streifen. Dennoch gab es enge Verbindungen zwischen diesen beiden Völkern, die schließlich darin gipfelten, dass sich die Awaren im Zerwürfnis des Bayernherzogs Tassilo III. (748 – 788) mit seinem Vetter, dem Frankenkönig Karl dem Großen (768 – 814) angeblich auf die Seite Bayerns stellten. Tassilo wurde schließlich von Karl in ein Kloster gesteckt, den Awaren aber 791 der Krieg erklärt. Diese waren längst nicht mehr die wilden ungezügelten Reiterkrieger, die gegen Ende des 6. Jahrhunderts Pannonien und damit auch unser Gebiet erobert hatten. Aus dem nomadischen Hirtenvolk waren sesshafte Bauern geworden. Das Frankenheer zog die Donau abwärts, durchquerte den heutigen Brucker Bezirk und erreichte schließlich die Raab im heutigen Ungarn, wo der Feldzug wegen Seuchen abgebrochen werden musste. In den folgenden Jahren gab es weitere Kriegszüge gegen die Awaren, die schließlich bis 8o2 zu deren gänzlicher Vernichtung führten.

Aus diesen Epochen gibt es in der Umgebung des Naturparks außer einigen Einzelfunden nur ein langobardisches Gräberfeld in Mannersdorf, Ortsteil Sandberg und ein awarisches Gräberfeld im Gemeindegebiet von Sommerein, dessen Grabbeigaben großteils in das Stadtmuseum Mannersdorf gelangten.