RUINE SCHARFENECK
Auf dem 347 Meter hohen Schlossberg erhebt sich die Ruine der einstigen Burg Scharfeneck.
Die Geschichte der Burg Scharfeneck
Die genaue Entstehungszeit der Burg Scharfeneck ist schwer zu sagen, da keine urkundliche Erwähnung über die Erbauungszeit vorliegt. Sie dürfte aber in etwa um das Jahr 1000 erbaut worden sein. Da sie als Grenzburg von Ungarn diente, reicht der Ausblick vom Leopoldsberg bei Wien, bis weit nach Süden ins östliche Alpenvorland. Ihren Namen verdankt sie dem Geschlecht der Scharfenecker, die bei den ungarischen Königen in hohem Ansehen standen. Die erste urkundliche Erwähnung des ungarischen Geschlechts der Scharfenecker wurde im Jahr 1386 gemacht. Ein Johann von Scharpeneck war Kastellan der Burg Landskron und seine Verwandten hochangesehene Gutsbesitzer in verschiednen Teilen Ungarns. 1390 gestattet König Sigismund von Ungarn den Scharfeneckern ihren Besitz an wen immer zu vergeben, „…woferne damit nicht Entfremdung vom ungarischen Territorium verbunden ist.“ Mit dem österreichischen Grenzadel lagen sie ständig im Streit. 1396 überfielen die Scharfenecker Deutsch-Altenburg. Kurz darauf fielen die Hundsheimer in Ungarn ein. Die Scharfenecker eigneten sich 1404 Besitzungen der Herrschaft Trautmannsdorf an. 1408 überfällt Stuchs von Trautmannsdorf die Herrschaft Scharfeneck, wofür sich die Scharfenecker 1412 blutig in Edelsthal und Deutsch Haslau rächten. Damals ging es rau zu, wobei es sich bei den Ausschreitungen nicht um nationale, sondern um territoriale Kämpfe handelte.
Bald dürften die Herren von Scharfeneck aber ausgestorben bzw. um den Besitz gekommen sein, denn 1417 wurde die Burg nach den ungarischen Königen Neuscharfeneck und später Wyscharffnyk umbenannt. Die kunstvoll gemeißelten Teile, vor allem die schönen Fensterstöcke, stammen aus dieser Bauzeit, in der die Burg einen Aus-, Um- und Wiederaufbau unterzogen wurde. Vor allem die englischen und französischen Burgen der damaligen Zeit dienten als Vorbilder. Bei wechselnden Besitzern blieb sie bis 1476 bei Ungarn, dessen König Matthias Corvinus sie verpfändete und die Burg Ecleszeg nannte. Er verkaufte sie um den Preis von 6000 ungarischen Goldgulden an Ulrich von Grafeneck. 1493 bemächtigte sich Kaiser Maximilian I. der Herrschaft. 1555 zerstörte ein Blitzschlag den Burgfried.
Die Ruine Scharfeneck
Das Burgareal ist im Norden und Osten von einem tiefen Graben, der gesamte Hügel von einem Doppelwall umgeben. Die wuchtigen Außenmauern ragen auch heute noch bis zu 10 Meter in die Höhe, weshalb Besucher der einstigen Burg weiterhin mit Respekt begegnen. Besonders wenn vom Tal Nebel heraufzieht und die Burg in Nebelschwaden gehüllt ist, wirkt sie sehr gespenstisch. Durch eine Bresche gelangt man heute in die einstige Vorburg, die von der Hauptburg nochmal durch einen Graben getrennt war. Man überwand diesen mittels einer Zugbrücke vor dem Torturm. Der Weg, umgeben von bis zu 6 Metern dicken Mauern, führte in den großen Hof der Hauptburg. Inmitten des rechteckigen Burghofs steht der mächtige 10 Meter hohe Stumpf des einst 24 Meter hohen Bergfrieds. Er wurde im Jahre 1555 von einem Blitz getroffen. Die Burg wurde vermutlich stark in Mitleidenschaft gezogen, denn es begann ein notdürftiger Wiederaufbau der Anlage. Bis zur teilweisen Bewohnbarkeit jedoch verfiel die Burg zunehmends. Trotzdem flüchteten im Jahre 1683 zwei- bis dreitausend Menschen vor den herannahenden Türken in die Burg und suchten dort Zuflucht. Die Mauern hielten dem feindlichen Ansturm zwar stand, jedoch war die humanitäre Lage derart schlecht, dass sich rasch Krankheiten und eine Epidemie ausbreiteten, die viele Tote forderten. Der Großteil flüchtete nach Wien und einige schlugen sich bis nach Wr.Neustadt durch, um Nahrungsmittel für die Eingeschlossenen zu verschaffen.
Noch heute sind teilweise die Reste von Rund- und Tortürmen, eines Stiegenturms, eines Saales, einer Küche und von Kasematten zu sehen. Der Bergfried zeigt noch den Ansatz zu einer Schneckenstiege. Am östlichen Ende des Burghofs gelangt man auf die Krone der Ringmauer, auf derer man die Burg komplett umrunden und an der Westseite einen wunderbaren Ausblick aufs Alpenvorland genießen kann. Vorsicht ist aber auch hier geboten, denn die westlichen Mauern stehen über 10 Meter hoch und es gibt hier oben kein Geländer oder Buschwerk an dem man sich festhalten könnte.